von Jane Austen, vollendet von Merryn Williams
Mellas Meinung |
erstmals erschienen: Juli 2005
Mellas Meinung Die gelungene Erscheinung der gehässigen, geldgierigen Schwägerin deren Worte wie: "...even the food on your plate is provided by your brother and me, and it is your clear duty to make the best marriage you can." noch gut gemeint klingen und das verschneite Hampstead, als Kulisse für die junge Emma Watson, die unwissend einer alles verändernden Begegnung entgegen spaziert, sind nur zwei von vielen Gründen, welche dieses schmale Büchlein, mit seinen zwanzig kurzen Kapiteln lesenswert machen. Bei dieser Fortsetzung gilt, wo Austen drauf steht ist auch Austen drin. Durch das Vorangehen des Austeneigenen Textes werden gesetzte Maßstäbe umso bewusster. Zweifel, ob jene Ansprüche erfüllt werden, kamen mir in den Sinn – sie schützen ja bekanntlich vor Enttäuschung. Doch Williams ist es bemerkenswert gut gelungen, jene Stimmungen aufzugreifen und Personen weiterleben zu lassen. Heute können wir nur erahnen, wie sehr Austen "The Watsons" der Ernsthaftigkeit verschrieben hätte, doch die Bodenständigkeit des Beginns wird vorrangig aufgegriffen. Leider lässt Williams dabei Humor und Ironie versickern. Dafür allerdings verwischt sich, in Bezug auf Lebhaftigkeit und Handlungsdichte, sowie Charakterdarstellung durch Dialog, für den Leser die Grenze des Abklatsches zwischen den Autorinnen. Das Vorantreiben der Handlung wirkt selten als würde Williams über Szenen "huschen". Der Gedanke des regelrechten Abarbeitens der ursprünglichen Ideen zum Ende des begonnenen Romans, kommt aber zeitweise auf. In zwei Zeilen kann ein kompletter Szenenwechsel stattfinden und ein Ereignis wie der Tod des Vaters wirkt notgedrungen behandelt. Ebenso als notwendiges Übel scheint, einen bereits erwähnten Bruder einführen zu müssen. Auch die Wahl auf eine folgenschwere Liebesaffäre, wirkt zunächst unbeholfen, um einen Weg aus einer Situation zu finden. Doch Willliams gelingt es zu überraschen. Der Leser begegnet beispielsweise einer Art Lady Catherine im Schafspelz, als Beispiel für eine gute Charakterisierung. Die Weise, wie sich Zu- beziehungsweise Abneigungen entwickeln, unterhält. Unausgesprochenes und Missverständnisse kommen zum Zuge und weckten mein Interesse am Ausgang. Die Unsicherheiten der Personen sind zum nachempfinden und mitbangen. Alles geschieht vorrangig unter den düsteren Schatten, welche von den Handlungseinschränkungen der Frauen jener Zeit geworfen werden. Mit der völlig mittellos dastehenden, unglücklichen und hoffnungslos verliebten Emma, die sich als eine Außenstehende im eigenen Familienkreis fühlt und sich plötzlich einem anmaßenden Heiratsbeschluss gegenübergestellt sehen muss, erreicht Merryn Williams einen cleveren Höhepunkt in ihrer Behandlung der weiblichen Stellung jener Epoche. Weiterhin knüpft die Autorin durch Bezüge zu Malern, Wissenschaftlern, Mode oder das Wiederaufgreifen von "Crabbe's Tales" beständig ein Band mit einer vergangenen Gesellschaft. Nennenswert ist das ausführliche Nachwort, welches ein I-Tüpfelchen in Sachen Information zu Austens unvollendeten Werk, besonders für Austen-Frischlinge, ist. Trotz Abstriche kann ich dieses Büchlein auf meine kurze Liste der empfehlenswerten Folgeromane setzen. Lesevergnügen überwiegt bei weitem kleinere Mangelerscheinungen und im Endeffekt wird Merryn Williams Version den Austen Charakteren gerecht. (von Mella 11/05) |
Index | Update | Biographie | JAs Werk | JAs England | Links | Sekundärliteratur | |
Filme | Musik | Fanfiction | Suche | Gästebuch | Chat | JAF-ML | Board |