Emma Watson

Joan Aiken


Klappentext Mellas Meinung Dees Meinung

Emma Watson - Buchcover

Zitat aus dem Klappentext:

Emma Watson, nach dem Tod ihrer Mutter von der Tante adoptiert, kehrt mit neunzehn Jahren in das Haus ihres Vaters zurück. Sie trifft auf einen weitverzweigten Familienverband.

Die Idee zu der spannenden Geschichte stammt von Jane Austen. Die berühmte englische Autorin begann mit der Niederschrift, führte sie aber nicht zu Ende. Joan Aiken greift den Stoff auf und gestaltet ihn mit grosser Kunstfertigkeit.

erstmals erschienen: Mai 1996 (englisch)
erstmals erschienen: November 1998 (deutsch)
Taschenbuch, Diogenes Verlag, ISBN: 3257230893


Mellas Meinung

Angesichts dessen, wie viele Folgeromane Aiken schon bezüglich Jane Austen geschrieben hat, sollte man meinen, dass doch wenigstens Einer als "lesbar" zu bezeichnen ist - nun ja, dieser hier hat diesen Rang jedenfalls ebenso verfehlt und verdient meines Erachtens nicht einmal diese geringfügige Einschätzung.

Gleich ein Minuspunkt ist bereits beim Beginn dieses Buches zu verzeichnen, ohne auch nur ein Wort gelesen zu haben, denn die ersten Kapitel, jene die von Jane Austen selbst verfasst wurden, sind nicht enthalten, was für mich bei einer Vollendung eines bereits begonnen Romans, als eine Selbstverständlichkeit vorrausgesetzt wird. Somit schätze ich den Einstieg als schwer ein, da zudem auch eine komplexe Einführung aller Charaktere von Aiken vorgenommen wird, die wie eine Lawine den Leser mit Informationen überrollt.

Zunächst schien der Beginn - Waschtag im Pfarrhaus der Watsons - recht einfallsreich. Leider entwickelt sich dies zu einem Versuch der Autorin, soviel wie nur irgend möglich an Wissen über jene Epoche in jeden einzelnen Satz zu packen, um damit zu glänzen. Auch später, durch das Einbringen von politischen Problemen, opfert sie viel zu viel Zeit jenen Ausschweifungen und vergebens hoffte ich auf persönlichere Konflikte, welche ja durchaus damit näher in Verbindung hätten stehen können. Weiterhin ermüdete ich schnell an dem Herumreiten auf dem zu erwartenden und unvermeidbar bevorstehenden Tod Mr Watsons und dessen Konsequenzen für die beiden unverheirateten Töchter - eine davon, natürlich Emma Watson, die Jüngste.

Aiken's Wahl der Handlung ist leicht zu durchschauen und ihr Schreibstil, mit dem sie einen Charakter innerhalb eines Satzes in eine bestimmte Schublade stopft und diesen darin auch tatsächlich vermodern lässt, trägt uneingeschränkt dazu bei, alles oberflächlich wirken zu lassen. Ihre Ausschweifungen und somit entstehenden Nebenhandlungen langweilen regelrecht und erschöpfen die Aufmerksamkeit, die eigentlich auf die Hauptperson gerichtet sein sollte. Jedoch muss ich ihr zugestehen, dass sie in der Darstellung von negativen Personen, gemeint sind die zynisch, herablassenden und einfältigen Geschwister, ihr gut gelingen. Besonders durch nebenbei fallende Bemerkungen in Unterhaltungen, schafft sie es diese treffend zu zeichnen.

Zur Protagonistin bleibt mir zur sagen, dass die Darstellung Emma Watson's für mich zu oft falsch eingeschätzt schien. Aiken's und Austen's Charakteransichten sind absolut unterschiedlich. Emma's regelrecht stattfindenden Überlegungen und Abwägungen, sowie das gegeneinander Aufwiegen von Möglichkeiten bezüglich Liebe und Verehrern sind zu rational. Besonders wenn es zum Tod ihres Vaters kommt, finden unnachvollziehbare Entwicklungen von Situationen statt, welche merkwürdig gewählte Gedankengänge mit sich ziehen.

Der größte Schwachpunkt dieses Buches liegt in der scheinbaren Unentschlossenheit der Autorin, welcher Idee für die Handlung sie eigentlich folgen will. So helfen auch mysteriöse Beobachtungen nicht alles etwas aufleben zu lassen. Nahezu abenteuerliche, teilweise unglaubwürdige Zusammenhänge und Zufälle werden angehäuft und das Chaos somit am Ende auch nur dürftig und unbefriedigend entwirrt. Übernommene Ideen aus Jane Austen's Leben und anderen Werken sind dabei unübersehbar, was an sich nicht verwerflich ist. Jedoch die unverständlich schlecht gewählten Entwicklungen am Schluss des Buches, wer mit wem letztendlich zusammengeführt wird, scheint absolut unpassend und überstürzt. Auch wenn ich froh war, als ich die letzte Seite erreichte, muss ich anmerken, dass Aiken in einem "Postscript" alle Schicksale doch übereilt besiegelt. Hinzu kommt, dass nach all diesem hin und her, dem Leser - mich - keine zufriedenstellende Abschlussszenerie erwartete!

"Die Watsons" in der anonym vollendete Version stellt für mich eine bei weitem bessere Wahl dar! Joan Aiken's Buch beinhaltete für mich keine einzige Szene, welche würdig ist sie zu benennen, darauf zurückzublicken und mich dazu veranlasst, diesen Roman nochmals aus bloßer Freude am Lesen in die Hände zu nehmen. (von Mella 11/04)


Dees Meinung

Ich habe erst vor kurzen Joan Aikens "Emma Watson" gelesen, trotz der eher schlechten Rezension. Denn ich hatte mit "Du bist Ich" (auch wenn das nichts mit Austen zu tun hat) auch schon sehr gute Erfahrungen gemacht.

Ich finde es nicht schlimm, dass die Anfangskapitel aus "Die Watsons" hier nicht erscheinen, schließlich ist "Emma Watson" Joan Aikens Vorstellung der Begebenheiten und sie hat die 5 Original-Anfangskapitel nicht geschrieben.

Mir hat ihre Darstellung der Geschichte sehr gut gefallen, aber das liegt auch daran, dass ich ohne verbissene Vorurteile an das Buch gegangen bin. Ich wusste, dass ich keine Austen lese. Und ich glaube auch nicht, dass Aiken einen Anspruch erhebt, für eine Jane Austen-Nachmacherin gehalten zu werden. Also ist es, meiner Meinung nach, ganz legitim so zu schreiben, wie sie zu schreiben wünscht und sich nicht voll und ganz auf die Austen-Welle zu begeben.

Ja, das Ende ist ein wenig ungewöhnlich und sehr abrupt und etwas zu malerisch, aber nichtsdestotrotz ein Lesevergnügen, WENN man nicht ganz Austen-verbissen an das Buch geht und dem Roman eine faire Chance gibt, gemocht zu werden. (von Dee, Gast, 05/05)



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